Das südliche Afrika leidet bereits unter den Auswirkungen des Klimawandels. Szenarien, die von einem Anstieg der regionalen Durchschnittstemperaturen um 4°C innerhalb des 21. Jahrhunderts ausgehen, implizieren einen deutlichen Anstieg extremer Wetterereignisse mit substantiellen Auswirkungen auf die Bevölkerungen der betroffenen Länder. Da die Finanzmittel und politischen Rahmenbedingungen für die Anpassung an den Klimawandel unzureichend sind, benötigen Regierungen im südlichen Afrika die Unterstützung des Privatsektors, um die Anpassungsfähigkeit der Bürger*innen der Region zu stärken. Anpassungs-KMU – also kleine und mittelständische Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen zur Anpassung an den Klimawandel anbieten – können genau diese Unterstützung leisten.
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Chancen und Herausforderungen für Anpassungs-KMU
In dieser Studie werden die Merkmale von Anpassungs-KMU sowie die Chancen und Herausforderungen des privaten Anpassungsmarktes für diese Unternehmen in den drei südafrikanischen Ländern Botswana, Malawi und Sambia untersucht.
Anpassungs-KMU können eine Schlüsselrolle bei der Anpassung an den Klimawandel durch ihre Funktionen einnehmen als;
Akteure zur Stärkung der Anpassungsfähigkeit ihrer Zielgruppen durch die Bereitstellung von Anpassungsprodukten und -Dienstleistungen
Anbieter*innen von Informationen zur Anpassung an den Klimawandel
Lokal verwurzelte Partner*innen in Anpassungsprogrammen, an denen mehrere Interessengruppen beteiligt sind, und
Kund*innen von Anpassungsprodukten und/oder -Dienstleistungen.
Trotz dieser Funktionen werden sie von politischen Akteuren und Wissenschaftler*innen, die sich mit Klimaanpassung beschäftigen, nur am Rande wahrgenommen. Anpassungs-KMU im südlichen Afrika haben beträchtliche Möglichkeiten, zu wachsen und ihre Aktivitäten zu erweitern – unter der Bedingung, dass ihre Potenziale erkannt und gefördert werden.
Die Potenziale von Anpassungs-KMU beruhen weitgehend auf der Tatsache, dass sie Zielgruppen (ländliche, weniger wohlhabende, von Kleinbauern dominierte Gemeinschaften) ansprechen, die von öffentlichen und großen privaten Akteuren kaum oder gar nicht unterstützt werden. Diese Zielgruppen sind (aufgrund ihrer begrenzten Ressourcen und Anpassungskapazitäten) unverhältnismäßig stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, was die Unterstützung durch Anpassungs-KMU umso relevanter und die Nachfrage nach Anpassungslösungen umso größer macht. Da es keine direkten Konkurrenten gibt, haben diese Unternehmen das Potenzial, schnell Marktanteile zu gewinnen.
Anpassungs-KMU stehen jedoch vor erheblichen Hürden, die sie überwinden müssen, um erfolgreich zu skalieren. Sie werden von den Finanzinstituten nur unzureichend unterstützt und von den politischen Entscheidungsträger*innen übersehen, was zur Folge hat, dass es keine Finanzprodukte gibt und die Politik Anpassungs-KMU entweder nicht beachtet oder ihre Tätigkeit behindert. Die Corona-Pandemie hat die ohnehin schon geringe Kaufkraft der Hauptkund*innen von Anpassungs-KMU noch weiter verschärft. Die politischen Maßnahmen, die zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus ergriffen wurden, haben außerdem zu Unterbrechungen bei der Versorgung mit Rohstoffen und Maschinen geführt, wovon viele KMU betroffen sind, die Produktionsmittel oder technische Ausrüstung aus anderen Ländern beziehen.
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Basierend auf den über 1.000 grünen KMU, die SEED in 38 Ländern unterstützt hat und ausführlichen Interviews mit elf aufstrebenden Anpassungsunternehmer*innen in den Bereichen Energie und klimaverträgliche Landwirtschaft, zeigt diese Studie, dass es für Anpassungs-KMUs viele Möglichkeiten gibt, ihr Geschäft zu skalieren und nachhaltig zu erweitern. Zugleich gibt es aber auch einige erhebliche Herausforderungen, die den Erfolg von Anpassungs-KMUs im südlichen Afrika bremsen und gefährden.
An wen richtet sich diese Studie?
Der Bericht erweitert die noch junge, auf Fallstudien basierende Literatur über Anpassungsunternehmertum und eignet sich daher für Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen, die in diesem Bereich tätig sind. Es ist der erste Bericht, der die Chancen für ein erfolgreiches Anpassungsunternehmertum sowie die Hindernisse für Wachstum und Größe in der Region aufzeigt. Die Studie richtet sich an derzeitige und künftige Anpassungsunternehmer*innen im südlichen Afrika, potenzielle Investor*innen, nationale Finanzinstitute und politische Entscheidungsträger*innen, die KMU im Bereich der Anpassung unterstützen wollen. Darüber hinaus fordert die Studie die internationalen Akteure des Klimaschutzes auf, das Anpassungsunternehmertum als ein wichtiges, kosteneffizientes und nachhaltiges Instrument zur erfolgreichen Anpassung an den Klimawandel zu betrachten.