Dieses Strategiepapier ordnet das Welternährungsprogramm (WFP)-Programmportfolio in den Bereichen Klimaresilienz, Schutz von Existenzgrundlagen sowie Ernährungssicherheit in den Diskurs über Klimasicherheit ein und schlägt Maßnahmen für dessen Arbeit in Ostafrika vor. Durch die Stärkung klima- und konfliktangepasster Ernährungssysteme sowie der Widerstandsfähigkeit von Lebensgrundlagen vor Ort soll ein Beitrag für Frieden und Sicherheit in der Region geleistet werden.
Das Horn von Afrika wird aktuell von einer historischen Dürre heimgesucht. In Somalia, Kenia und Äthiopien ist bereits die fünfte Regenzeit in Folge ausgefallen und für Anfang 2023 werden ähnliche Szenarien auch für eine sechste prognostiziert. 26 Millionen Menschen werden in der Folge voraussichtlich von einer Ernährungskrise noch nicht absehbaren Ausmaßes betroffen sein. Der Klimawandel verschärft humanitäre Notlagen zusätzlich und führt zu vermehrter Mobilität, sodass jedes Jahr Millionen von Menschen am Horn von Afrika zwangsumsiedeln müssen. Es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen in Zukunft zunehmen wird. So rechnet man in ganz Ostafrika mit einer steigenden Zahl sehr heißer Tage und damit einer Ausweitung der von Dürre bedrohten Anbauflächen sowie zunehmender Variabilität in Niederschlagsmustern.
Länder in langjähriger Krise oder die einem hohen Risiko von Hungersnöten ausgesetzt sind, zeigen häufig eine gleichzeitige Betroffenheit von gewaltsamen Konflikten und den Auswirkungen klimawandelbedingter Extremwetterereignisse. Internationale geopolitische Konfliktlagen und damit verbundene Unterbrechungen in den Versorgungsketten sowie stark ansteigende Lebensmittelpreise können diese Ausgangslage zusätzlich verschärfen und lösten etwa im Jahr 2022 eine globale Krise aus, die deutlich zur prognostizierten Zahl von rund 657 Millionen unterernährten Menschen bis 2030 beitragen wird.
Instabilität in Bezug auf Nahrungsmittel wird häufig durch den Wettbewerb um Ressourcen im Kontext von Land- und Weidewirtschaft angetrieben. Letzterer kann etwa Verfügbarkeit oder Verteilung von Land betreffen, aber auch als Konsequenz von Landgrabbing durch Reformierungsprozessen auftreten. Instabilität kann ebenfalls aus Marktversagen resultieren, etwa als Konsequenz von Rohstoffpreisschwankungen, die aufgrund der fehlenden Preiselastizität von Grundnahrungsmitteln Lebensmittelunruhen nach sich ziehen können, wie sie 2022 in Kenia und im Sudan zu beobachten waren. Ferner sind auch Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen mögliche Quellen.
Seit mehr als 60 Jahren ist das WFP in den bedürftigsten Communities aktiv, um lebensrettende Hilfe zu leisten und die Schaffung nachhaltiger und resilienter Lebensgrundlagen zu unterstützen. In Ostafrika arbeitet es an der Bewältigung struktureller Schwachstellen sowie konflikt- oder klimabedingter Schocks. Das WFP ist bestrebt, seinen komparativen programmatischen Vorteil in der gesamten Region wirksam zu nutzen, um die kontinuierliche Funktionsfähigkeit nachhaltiger Ernährungssysteme zu gewährleisten. Dies betrifft insbesondere die Stärkung ihrer Resilienz gegenüber klimawandelbedingter Schocks und Stressfaktoren infolge von Katastrophen, Wirtschaftskrisen sowie Konflikten.
Da der Bedarf an multilateraler Finanzierung und ausländischer Hilfe zur Deckung der vielen dringenden Bedürfnisse in der Welt weiter zunimmt, ist es von entscheidender Bedeutung, die Hauptursachen für die Untergrabung von Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen als Konfliktrisikotreiber zu adressieren. Mit wirksamen, gemeinsamen Maßnahmen können Investitionen in die Sicherung von Lebensgrundlagen und Ernährungssysteme sowie in Klimaanpassung einen Multiplikatoreffekt erzeugen und so ein Klima des Friedens fördern. In dieser Erarbeitung werden entsprechende Empfehlungen für Arbeitsansätze und Prioritäten des WFP formuliert.