CAP4GI: Hebel und Potenziale in der gemeinsamen Agrarpolitik für eine bessere Unterstützung von grüner Infrastruktur, Biodiversität und Ökosystemleistungen
Nach wie vor gilt die nicht-nachhaltige Landwirtschaft als einer der bedeutendsten Treiber für den anhaltenden Verlust an biologischer Vielfalt [1]. Dieser Biodiversitätsrückgang schreitet dabei in Agrarlandschaften sogar schneller voran als in anderen Landschaftstypen [2]. Grund dafür ist sowohl eine aus Biodiversitätssicht oftmals zu intensive Landwirtschaft als auch die Aufgabe der Bewirtschaftung von weniger produktiven Flächen. Beides führt zu einer Verschlechterung oder gar dem Verschwinden von Lebensräumen innerhalb und außerhalb von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Insgesamt fehlt den Arten der Agrarlandschaft so ein Mindestmaß an grüner Infrastruktur (GI) [3].
In der EU ist die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) das wichtigste Förderinstrument, um die Gestaltung der Agrarlandschaft zu beeinflussen. Sie macht mit rund 336 Milliarden Euro knapp ein Drittel des langfristigen EU-Haushalts für 2021-2027 [4] aus. Zugleich stellen die Zahlungen aus der GAP einen erheblichen Anteil der Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe dar. Beides verdeutlicht die Hebelwirkung, die eine Biodiversitäts-freundlichere GAP entfalten könnte. Der vergangene Reformverlauf zur GAP 2023-2027 wurde von Wissenschaft [5] und Umweltverbänden [6] jedoch kritisch bewertet. Gleichzeitig bietet die Umsetzung der neuen GAP aber auch die Möglichkeit, ihre positiven Elemente weiter zu verbessern. Hierbei müsste zum einen die ökologische Steuerung auf der Landschafts-/Ökosystemebene verbessert werden. Zum anderen gilt es, die Förderung so zu gestalten, dass sie Umsetzungsbarrieren auf Seiten der Landwirte effektiv adressiert und überwinden hilft.
Im Rahmen der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) zielte das Projekt CAP4GI darauf ab, Möglichkeiten zu identifizieren, mit denen die ökologische Effektivität von Maßnahmen durch einen Landschaftsansatz verbessert werden. Dabei wurde insbesondere auf Stellschrauben geachtet, die es ermöglichen, Maßnahmen auf verschiedene sozio-ökonomische Situationen zu übertragen.
In einer ersten Phase wurden hierbei relevante Umsetzungsbarrieren identifiziert und Lösungsansätze aus anderen Mitgliedsstaaten ausgewertet. In der zweiten Phase werden 2022 mit Hilfe verschiedener Simulationsanalysen alternative Szenarien untersucht. Der Forschungsansatz verbindet dabei sogenannte diskrete Auswahlexperimente, Einzelbetriebsanalysen sowie Individuen- und Agenten-basierte Modelle. Die Entwicklung des genauen Modellierungsrahmens war hierbei auch Teil der ersten Phase. Die wissenschaftlichen Arbeiten finden dabei in enger Zusammenarbeit mit Praxispartner/-innen und Landwirt/-innen statt.
[1] IPBES (2018): Summary for policymakers of the regional assessment report on biodiversity and ecosystem services for Europe and Central Asia of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services. IPBES secretariat, Bonn, Germany. https://doi.org/10.5281/…
[2] EEA (2019): Abundance and distribution of selected European species: Indicator Assessment. https://www.eea.europa.e…
[3] Biogea (2020): A Green Architecture for Green Infrastructure - How the future CAP could support Green and Blue Infrastructures https://www.adelphi.de/d…
[4] Rat der Europäischen Union (2020): Infografik – Multiannual financial framework 2021-2027 and Next Generation EU https://www.consilium.eu…
[5] Pe'er et al. (2020): The EU's Common Agriculture Policy and Sustainable Farming: A statement by scientists https://doi.org/10.5281/…