Eine neue Videoserie des von der EU geförderten Projekts HABITABLE beschäftigt sich damit, wie Klima- und Umweltveränderungen die Wahrnehmung der Bewohnbarkeit an einem Wohnort und die Entscheidungen bezüglich Migration beeinflussen. Das Projekt entwickelt verschiedene Szenarien, um zu zeigen, wie der Klimawandel die Migration in verschiedenen Situationen beeinflussen könnte. Ziel ist es, die Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Anpassungsunterstützung, Stärkung der Widerstandsfähigkeit und Verringerung der Anfälligkeit zu fördern.
Die Folgen des Klimawandels wurden als entscheidende Faktoren für Migration und Vertreibung identifiziert. Doch trotz dieser Erkenntnis sind Daten und Kenntnisse über die komplexen Wechselwirkungen zwischen den Migrationsursachen nach wie vor begrenzt. Zusätzlich deutet vieles darauf hin, dass die Beziehung zwischen den Auswirkungen des Klimawandels und den resultierenden Migrationsmustern oft nicht linear verläuft, da die Wahrnehmung der betroffenen Bevölkerungsgruppen eine zentrale Rolle bei ihren Migrationsentscheidungen spielt.
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Exploring migration, habitability and climate change in the future - scenarios for Africa and Asia
Das Zusammenspiel von Klima, Migration und sozioökonomischen Faktoren
Die Videos zeigen unterschiedliche Personen, die in fragilen Kontexten in verschiedenen afrikanischen und asiatischen Ländern leben. Sie erzählen Geschichten darüber, wie sich ihr Leben bis 2030 und 2050 entwickelt. Dabei wird gezeigt, wie Menschen an vorderster Front mit den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels umgehen und eine Vielzahl von Anpassungs- und Überlebensstrategien anwenden, unter denen auch Migration fällt.
Die Wirksamkeit dieser Strategien hängt nicht allein von den direkten Auswirkungen des Klimawandels ab, wie zunehmende Niederschlagsvariabilität, Dürren oder Überschwemmungen. Sie wird auch von einer Vielzahl sozialer, politischer, wirtschaftlicher, ökologischer und demografischer Faktoren beeinflusst. Dazu zählen der Zugang zu Bildung, Ausbildung und alternativen Lebensgrundlagen, die Stärke des sozialen Schutzes und der Unterstützungsnetze sowie die Verfügbarkeit von Kapital, einschließlich Überweisungen von Familienmitgliedern, die anderswo arbeiten. Zudem spielt die Effektivität von Frühwarnsystemen und Notfall- sowie Wiederherstellungsmaßnahmen im Katastrophenfall eine entscheidende Rolle.
Die Geschichten verdeutlichen, dass die Entscheidung zur Migration keineswegs leichtfertig getroffen wird. Obwohl sie den Migrierenden, ihren Familien und Gemeinschaften Chancen bieten kann, gehen mit ihr auch erhebliche Kosten einher, die berücksichtigt werden müssen. Die Optionen, Möglichkeiten und Kosten unterscheiden sich zudem je nach individuellen Merkmalen wie Geschlecht, Alter und Position im Haushalt.
Klimakrisenszenarien: Handlungsfähigkeit und Widerstandskraft im Fokus
Diese Geschichten untersuchen das Konzept der Bewohnbarkeit anhand von zwei verschiedenen Szenarien, die vom adelphi research-Team entwickelt wurden.
Die erste Serie von Geschichten basiert auf Krisenreaktionsszenarien, die sich um eine bedeutende Klimaauswirkung im Jahr 2030 drehen. Dabei wird gezeigt, wie jeder der Erzählenden auf ein solches Ereignis vorbereitet war und wie es sich auf ihr Leben, ihren Lebensunterhalt und die Bewohnbarkeit ihres Wohnortes auswirkt.
Dieses Video erzählt die Geschichte von Fuseina und ihrer Familie, die versuchen, mit den Auswirkungen einer schweren Dürre im Norden Ghanas umzugehen. Angesichts einer solchen Krise wird nicht jede*r die Möglichkeit haben, sich aus der Gefahrenzone zu bewegen.
Die Geschichte von Abdi, einem äthiopischen Landwirt, verdeutlicht die Vielfalt der Strategien, mit denen Menschen in ländlichen Gebieten auf veränderte Niederschlagsmuster reagieren.
Aminas Geschichte zeigt, wie sie und ihre Familie versuchen, mit den aufeinanderfolgenden Auswirkungen der zunehmenden Niederschlagsvariabilität, der Dürre und anschließenden Überschwemmungen umzugehen. Dabei wird deutlich, dass junge Menschen wie sie erheblichen Risiken im Zusammenhang mit den direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt sind.
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Visionen für klimaresistente Gesellschaften und Migrationsdynamik im Jahr 2050
Die zweite Serie stammt aus ambitionierten Szenarien für das Jahr 2050. Diese Szenarien gehen davon aus, dass sich die Auswirkungen der Klimakrise weiter entfalten, jedoch unter der Voraussetzung, dass sich die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bedingungen so entwickeln, dass robuste Anpassungsmaßnahmen möglich sind. Dazu gehört auch die Migration als wirksame Strategie zur Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels und zur Anpassung daran. Unsere Erzählenden erklären, wie sie die klimabedingten wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, mit denen sie in den frühen 2020er Jahren konfrontiert waren, dank unterstützender Politiken und Programme bewältigen konnten.
Fuseinas Sohn Issah entscheidet sich dazu, in die ghanaische Hauptstadt Accra zu ziehen, um Arbeit zu finden und seine Familie zu unterstützen. Obwohl er anfangs mit schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen konfrontiert ist, kann er sein Leben dank der Möglichkeiten, die sich im Zuge der grünen und digitalen Transformation Ghanas ergeben, grundlegend verändern.
In Kenia treffen wir auf Faith, deren Familieneinkommen aufgrund von Dürre und anderen Auswirkungen des Klimawandels gesunken ist. Dennoch eröffnen sich ihr neue Chancen durch den Zugang zu Krediten und Investitionen in Bildung.
Die Geschichte von Somsak aus Thailand verdeutlicht die Chancen und Kosten, die mit der Migration verbunden sind. Letztendlich können er und seine Frau dank Investitionen in Ausbildung, nachhaltige Entwicklung und Ökotourismus in ihr Dorf und zu ihrer Familie zurückkehren.
Zunächst sieht Samnang keine andere Möglichkeit, als auf den Kautschukplantagen in Thailand zu arbeiten, um ihre Familie im ländlichen Kambodscha zu unterstützen. Später gelingt es ihr jedoch, dank der Umsetzung von Maßnahmen zur Unterstützung von Wanderarbeitenden, ihr eigenes Unternehmen zu gründen und ihre Familie wiederzusehen.
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Die Erzählungen veranschaulichen eindrucksvoll die gegensätzlichen Ergebnisse der beiden Szenarien. Alle Videos sind in dieser Playlist verfügbar.
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Einblick in Klima, Bewohnbarkeit und Migrationsdynamik durch das HABITABLE-Projekt
Diese Szenarien wurden im Rahmen des von der EU finanzierten HABITABLE-Projekts entwickelt. Hierbei wurden HABITABLE-Feldarbeiten, umfangreiche Sekundärforschung sowie Interviews und Workshop-Diskussionen mit Expert*innen in den Bereichen Migration, Klimawandel und nachhaltige Entwicklung in den jeweiligen Ländern berücksichtigt. Das Projekt, an dem 22 Partner aus 18 Ländern beteiligt sind, erstreckt sich über vier Jahre und endet im Dezember 2024. Der systemische Ansatz von HABITABLE trägt zur Entwicklung angemessener und nachhaltiger politischer Antworten auf den Nexus zwischen Klima und Migration bei.
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Linking Climate Change, Habitability and Social Tipping Points: Scenarios for Climate Migration
adelphi research arbeitet im Rahmen von HABITABLE daran, Szenarien zu Klima und Migration für das Jahr 2050 zu entwickeln. Diese sollen genutzt werden, um spezifische Möglichkeiten für politisches Handeln zu identifizieren und Vorschläge für Klimaanpassungs- und Migrationspolitiken zu machen, um die möglichen Herausforderungen, die mit verschiedenen Szenarien verbunden sind, zu bewältigen. Die Entwicklung der Klima-Migrations-Szenarien erfolgte in Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern und externen Expert*innen in einer Reihe von Workshops. Die Ergebnisse werden in verschiedenen Formaten veröffentlicht, um sowohl Expert*innen als auch Laien zu kreativem Denken und strategischer Planung anzuregen. Zudem trägt adelphi research zur Identifizierung rechtlicher und politischer Optionen bei, um den Klima-Migrations-Nexus durch spezielle Workshops mit Expert*innen aus verschiedenen Bereichen anzugehen.
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Habitable – Das Zusammenspiel von Klimawandel, Bewohnbarkeit und sozialen Kipppunkten: Szenarien für Klimamigration